Ist es konservativ, sich für die Atomenergie einzusetzen, sich die Wehrpflicht zurück zu wünschen, ein klassisches Familienbild zu fordern oder Roland Koch hinterher zu trauern?
Nein! Das wäre rückwärtsgerichtete Politik.
Konservativ sein, heißt heute wie schon vor 50 Jahren, dass aktuelle Themen mit einem bestimmten Fundus an Werten betrachtet werden. Dafür muss es aber eine Kritikkultur geben, die sich diesem Fundus bewusst ist und trotzdem offen debatieren kann. Das heißt zum Beispiel konkret:
1. Familienpolitik ist dann konservativ, wenn sie die Familien schützt und fördert. Nicht um ein Familienbild von früher zu erhalten, sondern um Familien, wie sie heute gelebt werden, zu stützen.
2. Energiepolitik ist dann konservativ, wenn sie sich anhand moderner Erkenntnisse und technischer Möglichkeiten bewusst entscheidet. Immer in dem Wissen, das wir unsere Umwelt nur von unseren Eltern und für unsere Kinder bekommen haben.
3. Innenpolitik ist dann konservativ, wenn ich versuche Probleme zu lösen und nicht immer wieder die Konsequenzen an die Probleme anpasse.
Und zu guter Letzt ist es immer noch am konservativsten, wenn man ein positives Menschenbild hat. Wenn man einen Menschen vor sich sieht, der sich und sein Leben selbst in die Hand nimmt. Einen Menschen, der zu seinen Fehlern steht und daraus lernt. Einen Menschen, der weiß, dass es ihm auf Dauer nur gut gehen kann, wenn es auch anderen gut geht. Und einen Menschen, der nicht zuerst andere für sein Leben verantwortlich macht, sondern sich selbst kritisch und selbstbewusst in Frage stellt.