Das Problem mit CCS

Man kann Kohlendioxid aus den Abgasen großer Industrieanlagen wie etwa Kohlekraftwerken mittlerweile abscheiden. Das heißt, es wird aufgefangen, gelangt somit nicht mehr unkontrolliert in die Luft und kann gespeichert werden. Dieses Verfahren wird mit CCS beschrieben. Das ist erst einmal eine tolle Sache und – wie ich finde – großartige technische Entwicklung.

Doch nun kommt das Problem. Wohin mit dem abgezweigten Kohlendioxid, das man jetzt Fässerweise lagern könnte? Verpressen im Erdreich? Also irgendwo – ACHTUNG REIZWORT – endlagern?

Ginge schon. Aber wohin? In Brandenburg sind einige Landkreise für eine solche unterirdische Speicherung im Gespräch. Doch mit dem Zeitpunkt der ersten lauten Gedanken über eine solche Endlagerung, schwoll die Protestbewegung an. Spannenderweise nicht so direkt von den Brandenburgern sonder meist ordentlich unterstützt durch Umweltaktivisten verschiedener Institutionen.

Plötzlich kann man im Oderbruch und auch in anderen märkischen Lankreisen gelbe (und irgendwie völlig baugleiche) Holzkreuze sehen, die deutlich machen: Ich (der Kreuz-Aufsteller) will das nicht. Wer mal im Wendland Emsland war, kennt die Kreuze. Doch dort richten sie sich gegen das atomare Endlager in Gorleben.

Scheinbare gibt es im Protestmilieu findige und professionelle Holzgelblackierer, die einen Google-Alert auf den Begriff „Endlagerung“ eingerichtet haben und bei jeder neuen Meldung in einer Lokalzeitung sofort ihre Anti-Endlagerung-Holzkreuze in dekorativem und garantiert auffälligen gelb in den betroffenen Landkreisen unters Volk bringen.

Aber egal. Auch beim Bürgerprotest ist es nicht verboten, Gewinne zu erwirtschaften.

Bleibt aber die Frage: wohin mit dem Kohlendioxid? Momentan weiß das noch keiner. Einzig die Verpressung im Erdreich scheint möglich, ist aber natürlich ungewollt. Aber bevor sich kreative und innovative Wissenschaftler mal dransetzen und überlegen, was man mit dem flüssigen Kohlendioxid vielleicht machen könnte, wird direkt die gesamte Technologie verteufelt. Ein – wie ich finde – wenig zielführendes Herangehen.

Auch sollte eine Endlagerung nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden, weil wir dann wieder beim Sankt-Florian-Prinzip wären, das schon seit Jahrzehnten die nötige Suche für ein atomares Endlager aufhält.

Auf energiedebatte.com wird das ganze Thema auch sehr plakativ diskutiert. Doch schon bei den Zitaten sieht man: Hop oder Top. Es gibt keine Zwischentöne. Und das ist meines Erachtens der schlechteste Weg, um über CCS zu debattieren. Etwas mehr Kritikkultur und auch Offenheit täte beiden Seiten gut.

Ein Gedanke zu „Das Problem mit CCS

  1. energiedebatte

    Wie viele andere Debatten zum Thema Energie ist auch die Debatte um die Nutzung von CCS eine sehr konfrontative: Die Einen sehen in der Technologie eine mögliche Lösung für den Klimaschutz, die Anderen eine – wie du richtig schreibst – Gefahr, ähnlich der des strahlenden Atommülls.
    Unsere Debattenseite hat nicht den Anspruch, einen Lösungsweg vorzugeben. Wir sind davon überzeugt, dass der richtige Weg – auch eine Entscheidung für oder gegen CCS geotroffen werden muss. Von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Wir sollten Vor- und Nachteile abwägen, auch Carbon Capture and Storage ist nicht schwarz-weiß.

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