Lasst Euch nicht unterkriegen, liebe Unionisten. Es ist längst nicht so schlimm, wie Teufel, Jung und Diepgen gerade wieder laut ins Sommerlich hinein rufen. Ganz im Gegenteil. Wir sind auf einem guten Weg. Wir reden miteinander, diskutieren sogar manchmal und hin und wieder gibt es Streit. Aber das ist nicht schlimm. Wir sind eine Volkspartei und da ist es wie in einer Familie.
Nur weil Onkel Erwin am sommerlichen Kaffeetisch wieder erzählt, dass früher alles besser war, ändern wir jungen, die jetzt gerade die Kinder kriegen, noch lange nicht unser Leben. Und wenn der andere Onkel erzählt, dass er die Wehrpflicht nicht ausgesetzt hätte, sind wir still und heimlich froh, dass es doch endlich gemacht wurde. Aber das sind Themen und über die kann man streiten, wenn man will.
Wichtig beim streiten ist aber, dass man die Existenz auch der Gegenmeinung auch gerade im eigenen politischen Verein grundsätzlich erst einmal akzeptiert. Und zwar bevor das verbale Messer zwischen die Zähne geklemmt wird. Ich nenn das mal ganz forsch eine neue „Kritikkultur“. Denn dann sind Diskussionen auch gleich etwas ergebnisoffener und die Idee „Volkspartei“ kommt ihrem Zweck nach.
Als nächstes müssen wir uns endlich von liebgewonnenen Allgemeingültigkeiten verabschieden. Viele mehr oder minder klugen Leute prägten im vergangenen Jahrhundert den Grundsatz: „Wer mit zwanzig kein Revolutionär war, hat kein Herz. Wer es mit dreißig noch ist, hat keinen Verstand.“ Und wer glaubt das heute am meisten? Die Mitglieder der Union.
Aus diesem Grund schauen Unionisten im Wahlkampf fast reflexartig zur älteren Generation. Die Jungen bekommen wir eh nicht. Die sind grün, links, Sozis oder alles zusammen.
Ergebnis: Kein Reinkommen…
Doch genau da liegt der Fehler. Denn Unionspolitik ist junge Politik und modern ist sie auch. Aber sie kommt immer noch zu oft im Pullunder der 80er Jahre daher. Die Union hat die Familienpolitik auf die Füße gestellt, die Wehrpflicht ausgesetzt und treibt nun die Energiewende voran. Da können wir uns natürlich zurückziehen und sagen: „Das war jetzt aber nicht so toll.“ Und „Das war doch der Markenkern der Union…“ Aber liebe Leute. Mit der Perspektive geht es nicht weiter.
Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen hat kürzlich gesagt: „Die rückwärts orientierte Betrachtung muss zwingend in die Irre führen und sie kann auch nicht die Richtschnur für die programmatische Entwicklung der Union sein.“ Und ich muss sagen, da hat er Recht.
Also Freunde: Schaut nach vorn und guckt in die Gesichter der jungen Menschen. Ihr werdet überrascht sein, wie viele bereit sind, Union zu wählen, wenn man offen auf sie zukommt. Vielleicht nicht sofort, wahrscheinlich nicht in Kreuzberg oder im Schanzenviertel aber in mancher mittelgroßen Stadt und in den ländlichen Gebieten schon.
Und in Richtung Berlin: Rot-Rot ist kein Naturgesetz! Rot-Grün auch nicht.