Für mich ist die Erkenntnis eigentlich recht klar. Das Internet wird von uns gemacht. Es ist kein Wert an sich. Wichtig ist, was wir daraus machen. Es geht nicht um Videoplattformen oder Rollenspiele, es geht um Kommunikation. Im Alltag, unserem sozialen Umfeld und auch an der Parteibasis.
Der polnische Dichter Piotr Czerski beschrieb es auf ZEITonline kürzlich so:
„Das Netz ist ein fortlaufender Prozess, der sich vor unseren Augen beständig verändert, mit uns und durch uns. Technologien entstehen und verschwinden in unserem Umfeld, Websites werden gebaut, sie erblühen und vergehen, aber das Netz bleibt bestehen, denn wir sind das Netz – wir, die wir darüber in einer Art kommunizieren, die uns ganz natürlich erscheint, intensiver und effizienter als je zuvor in der Geschichte der Menschheit.“
Doch diese Meinung ist in keiner Weise weit verbreitet. Piotr Czerski beschreibt unsere Generation als „Netz-Kinder“, nur um dann direkt anzufügen, dass man mit offenen Augen und Ohren erleben konnte, wie sich unsere Generation in den letzten Jahren immer wieder neue Bezeichnungen gegeben hat, nur um diese dann wieder für überholt zu erklären. Es ist auch gar nicht unsere Aufgabe, uns selbst museumstauglich und geschichtsunterrichtskompatibel durch zu definieren. Das können kommende Historiker machen.
Unsere Aufgabe ist es, im Jetzt zu leben und nach vorn zu schauen. Wir leben unseren digitalen Informations- und Kommunikationstraum und müssen trotzdem immer wieder feststellen, dass wir, je schneller wir werden, immer mehr Menschen zurück lassen. Versteht mich nicht falsch. Ich will nicht, dass wir nun Onkels und Tanten zu Twitter und WordPress bekehren. Aber wir sollten uns ihnen erklären. Und das bezieht sich nicht nur auf die Familie. Es geht um unsere Freunde, unsere Vereine und ja, auch um unsere Parteien.
Es ist zu einfach, sich hinzustellen und jedem Parteimitglied, dass wieder Twitter noch Facebook nutzt ein unzeitgemäßes Politikverständnis vorzuwerfen. Mein Weg ist das nicht. Ich habe am Dienstag meinen Laptop unter den Arm genommen und bin in unseren Ortsverband gefahren. Nicht als Verkünder oder als Vertreter. Auch nicht als Mahner oder Agitator. Einfach als Erklärer. Ganze acht Folien, ein großes Glas Spezi, UMTS, einen Beamer und zwei Stunden Zeit.
Von Anfang bis Ende habe ich nur erklärt und direkt gezeigt. Zuerst gings um Facebook. Wie sieht die Pinnwand aus, warum sehe ich, dass meinem „Freund“ Sekt gefällt, welche Bilder kann wer anschauen und warum bin ich mit Menschen „befreundet“, die ich noch nie persönlich kennengelernt habe? Alles erklärt. Dann gings zu Blogs. Was soll das? Erklärt. Und zu guter Letzt kam Twitter dran. Inhaltlich war der Abend nichts Besonderes. Viele die das hier jetzt lesen, wären nach einer halben Stunde gegangen. Aber ihr wäret auch nicht die Zielgruppe gewesen.
Die Fragen, die aus dem Publikum kamen waren alle bekannt. Es ging von „Was ist liken?“ über den Datenschutz bis zur Verwunderung darüber, dass die Bundestagsabgeordneten während der Sitzungen im Internet rumsurfen können. Ist das richtig so? Sollen die nicht arbeiten? Berechtigte Fragen. Als ich dann aber erklärt hatte, dass diese Politiker ihre Aufgabe erfüllen, wenn sie via Social Media mit Bürgerinnen und Bürgern kommunizieren, hatte auch keiner mehr was gegen iPads im Reichstag.
Als ich nach zwei Stunden fertig und auch das Spezi-Glas komplett transparent geworden war, habe ich in dankbare Gesichter gesehen. Ein schönes Erlebnis. Noch schöner wurde es, als ein gestandener Kommunalpolitiker auf mich zukam und vorschlug, mal zu zweit über diese Sachen zu reden. Er würde das gern selber mal machen und ich sollte ihm zeigen, wie es geht.
Mission erfüllt.
p.s. Im Vorfeld hatten wir das Hashtag #cecpandi für den Abend im Ortsverband festgelegt. Auf Twitter lässt sich das nachverfolgen.
p.p.s. Die Präsentation zur freien Verwendung gibt es hier zum Download.