Wahrscheinlich habe ich so ziemlich alles gemacht, was mich vom Image eines hippen Netz-Typen entfernen kann. Ich habe den Prenzlauer Berg hinter mir gelassen, stelle Abende mit meiner Familie über kostenlose Flying-Buffets in Berliner Szeneläden und wohne neuerdings im real existierenden Plattenbau.
Aber bei Licht betrachtet, ist das alles wurscht
Das Schöne am oderstädtischen Hochkantdorf a.k.a. Plattenbau ist, dass es hier alles gibt, was man auch im ostbrandenburgischen Angerdorf erwarten kann. Da wohnen die netten Omas, die allein leben aber miteinander ihre Tage verbringen und ein paar Etagen höher findet man die Typen, denen man nur ungern im Fahrstuhlschacht von 1970 begegnet.
Aber am Wochenende, da wird es familiär. Denn dann trifft man Leute aus der 5. Etage, die mit Kuchen in der Hand und Hauslatschen an den Füßen auf dem Weg zur Oma „nach oben“ sind. Nicht in den Himmel – nur in den zwölften. Denn da wohnt die liebe Großmutti.
Die hässliche Platte bietet im inneren einige Vorteile für mein tägliches Leben. Da sind zum einen die großen Fenster, die jeden Sonnenauf- und Untergang zum visuellen Fest machen. Vor der Tür gibt es so was tollen namens Müllschlucker und – das habe ich erst nach dem Einzug entdeckt – jede Etage hat ihren eigenen Trockenraum. Welch Luxus!
Gut. Im Winter zieht es kalt aus jeder Steckdose, im Sommer entwickeln die großen Fenster schon am Vormittag ein Gewächshausfeeling von der unschönen Sorte und der Kellerverschlag hat weniger Nutzfläche als mein Kleiderschrank… Aber das schockt mich nicht mehr. Ich zahl ich hier keine 10 Euro pro Quadratmeter KALT wie zuletzt am Pregnancy Hill.
Mal sehen, welche Überraschungen mir das Hochkantdorf noch bietet. Ich bin gespannt.
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