Es gibt tatsächlich einen Ort in Berlin, der mir immer wieder gefällt. Bestimmt finden sich rund um die Spree auch viele andere nette Ecken aber nirgends ist es so beschaulich (!!!) und idyllisch wie auf Stralau. Ganz besonders deutlich wird das an Tagen wie heute.
Wenn ganz Berlin unter der Mai-Hitze ächzt, auf der Friedrichstraße nicht mal mehr Touristen unterwegs sind und nur noch Klappliegen mit Schatten und Barnähe für Begeisterung sorgen, entfaltet die Halbinsel nebst Rummelsburger Bucht hinterm Ostkreuz ihren mediterranen Charme.
Egal wie heiß die Sonne brennt, irgendein lauer Luftzug weht immer von einer der drei Wasserseiten durch die Straßen mit so malerischen Namen wie „Fischzug“ und „Glasbläserallee“. Es gibt zwei Backwarengeschäfte, eine niedliche kleine Kirche und fast überall Uferwege, um der Naherholung zu frönen.
Aber die Beschaulichkeit hat auch handfeste Schattenseiten. Nirgends gibt es so viel Spießigkeit und Lärmaversion wie hier. Stellt euch mal mit einem knatternden Zwei-Takt-Moped vor ein Wohnhaus und stoppt die Zeit, bis die Fenster aufgehen und um Ruhe gebeten wird. Unbezahlbar!
Hier werden die Schließzeiten (!!!) der Spiel- und Sportplätze kollektiv überwacht und Fußball darf man nur bis zum frühen Teenageralter spielen. Wann hier Handwerker arbeiten, kann ich mir nicht erklären. Gehört habe ich noch nie einen. Sogar die Baustellen der Reihen-Town-Häuser am Westende der Halbinsel entwickeln sich nahezu geräuschlos. Beeindruckend.
Nur am Wochenende ist Schluss mit Beschaulichkeit. Denn dann rammelt der halbe Friedrichshain bei schönem Wetter um die Landzunge und lungert zwischendurch mit Restalkohol und Philosophiebuch unter den Bäumen. Vielleicht ist das der Grund für die gezwungene Ruhe unter der Woche.
Mir ist es egal. Ich komme gern vorbei und gehe auch wieder. So ist es schön.
Aber was da in den letzten 20 Jahren gebaut worden ist, ist eher grässlich, finde ich.