Ich dachte, geruchsmäßig wäre ich einiges gewohnt. Zehn Jahre Berlin hatte ich überlebt, wusste was Hundehaufen nach einem Sommerregen anrichten können, kannte zu viele Pinkelecken des gemeinen Wochendendfriedrichshainers und rümpfte in Obergeschossen von BVG-Bussen nur noch selten die Nase. Doch dann zog ich ins Hochkantdorf.
Zum Geleit muss ich einige Rahmendaten auflisten, damit klar wird, was ich hier beschreibe.
Seit einigen Monaten wohne ich sehr gern und auch gemütlich in einem typischen DDR-Plattenbau der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Fünfzehn Etagen, 6 Wohnungen pro Geschoss, 2 Fahrstühle und ein Treppenhaus. Über den Daumen gepeilt wohnen pro Etage rund 10 Menschen. Große und Kleine. Alte und junge. Macht also in Summe ungefähr 150 Einwohner.
Und alle haben einen Weg.
Aus der Wohnung, in einen der beiden Fahrstühle und dann durch den dunklen Eingangsbereich in Richtung Ausgang. Wenn sie wieder kommen, läuft das Ganze naturgemäß anders herum ab. Und damit hier keine Missverständnisse entstehen: Auch aus Etage 1 und 2 wird der Fahrstuhl genutzt. Ehrensache.
Nun produzieren Menschen in so engen Räumen wie Fahrstühlen selbstverständlich Gerüche. Und leider nicht zu knapp. Es wird geschwitzt und draußen noch schnell eine geraucht, bevor es in die Bude geht. Getränke, Mahlzeiten und andere meist flüssige Dinge können sich oft nicht in ihren Verpackungen halten und ganz besonders Hunde entwickeln in so abgeschlossenen Räumlichkeiten eine besonders intensive Note. Von Teenagern, die gerade mit dem Fahrrad unterwegs waren, will ich gar nicht reden.
All das wird potenziert, wenn sommerlicher Regen hinzukommt. Dann ist die Fahrt manchmal ein echter körperlicher Kraftakt und erinnert an den Schwimmunterricht in der Schule, bei dem der gewonnen hatte, der die Luft am längsten anhalten konnte.
Leider trägt auch die mangelnde Sauberkeit zum Elend bei. Dass es mancher Hund nach 2 Tagen in der Buzze mit dem kleinen Geschäft nicht mehr bis vor die Tür schafft, ist ärgerlich. Die Pfütze dann aber einfach so zu belassen und bei der Rückkehr mit dem andern Aufzug hochzufahren, ist von Herrchen oder Frauchen dann schon echt dreist.
Aber was tun?
Ich stand schon mal vorm Regal im Supermarkt und überlegte pro Fahrstuhl einfach eine Flasche Raumspray an die Seite zu hängen. Ganz im Sinne der guten Nachbarschaft. Fraglich ist nur, ob ich das als gesellschaftliches Engagement steuerlich geltend machen könnte…
Vielleicht hilft aber auch nur die typisch deutsche Breitseite: Beschwerde bei der Hausverwaltung, Mietminderung einfordern und Überwachungskameras für die fahrenden Duftproben namens Fahrstuhl erbitten. Ich bin noch unschlüssig.
Vielleicht gehe ich aber auch lieber die Treppen hoch. Das ist sogar noch gesund.