Es ist Sommer und es wird gebaut. Auf Straßen, in Schulen und natürlich auch auf der Schiene. Das ist an sich weder schlecht noch ungewöhnlich. Es wird aber unerträglich, wenn miserable Planung auf stümperhafte Umsetzung trifft. So geschieht es gerade auf der Regionalexpress-Strecke zwischen Erkner und der Berliner Stadtmitte.
Ohne Zweifel muss an der Strecke gebaut werden. Einige Abschnitte haben ihren Zenit lange überschritten. Doch wie die Bahn und auch die S-Bahn-Berlin diese Bauphase managen, ist einer Metropolregion wie Berlin-Brandenburg nicht würdig.
Zur Erläuterung: Die Strecke von Erkner an der östlichen Berliner Stadtgrenze in die Innenstadt ist eine klassische Pendlerroute. Tausende Randberliner und Brandenburger aus den Landkreisen Oder-Spree und Märkisch-Oderland pendeln täglich morgens zur Arbeit in die Stadt und abends wieder zurück. Dazu stellt der VBB zweimal die Stunde Regionalzüge mit 5 Doppelstockwagen bereit, die in den Stoßzeiten spätestens ab Erkner bis auf die Treppenstufen besetzt sind.
Nun sind Ferien und viele Pendler im Urlaub aber es ist durchaus noch möglich, von vollen Zügen zu sprechen. Diese Enden nun aber, nach der Fahrt durch Ostbrandenburg in Erkner und fahren dann direkt wieder zurück Richtung Frankfurt (Oder). In Erkner muss die gesamte Fuhrgemeinschaft nun die S-Bahn umsteigen. Hunderte Menschen pro Regionalexpresszug quälen sich also durch den ebenfalls in Bau befindlichen Bahnhof und versuchen sich auf die bereitstehende S-Bahn zu verteilen.
Die dazu wiederum bereitstehenden Züge kann man ohne Zweifel als letzte Rache des real existierenden Sozialismus bezeichnen. Soll heißen, die zum Teil zumindest neu angemalten Züge haben schon mindestens zwei Jahrzehnte auf dem stählernen Buckel. Sie sind auch Ausdruck des S-Bahn-Verständnisses, dass im Südosten der Hauptstadt nun nicht unbedingt die Bürgerinnen und Bürger leben, die man mit moderner Technik verwöhnen muss. Nach Potsdam fahren diese Kisten jedenfalls nicht.
Es kommt wie es kommen muss. Alle paar Stunden fällt einer dieser museumsreifen Kolosse aus, weil die Bremsen brennen oder irgendein Teil still steht, das sich eigentlich bewegen müsste. Dann kommt der fragile Fahrplan ins Rutschen und die knapp kalkulierten Ressourcen gelangen krachend an ihre Grenzen. Plötzlich müssen Menschen für zwei gut gefüllte S-Bahnen in eine hinein. Und wenn ich als Pendler noch eine gute Stunde fahrt vor mir habe, nehme ich diese zu volle Bahn auch und warte nicht auf den nachfolgenden Zug.
Wer weiß, wann der kommt.
So weit, so nervig. Gänzlich absurd wird es aber, wenn bei der abendlichen Rückfahrt im Regionalexpress ab Erkner, der Zugbegleiter in seinen Ansagen so tut, als wäre das Elend morgen Abend vorbei. Wider besseren Wissens verschweigt der Mann, der es anschließend nicht mal wagt, die Fahrscheine zu kontrollieren – ein Himmelreich für Schwarzfahrer – dass dieser Spaß noch bis zum Ende der kommenden Woche weitergeht.
Ich bitte um Verzeihung für meine Wortwahl, aber das ist Verarschung. Denn dass morgen mitnichten wieder alles gut ist, kann man mit zwei Klicks im Internet herausfinden oder den klein bedrucken A4-Bögen in den Glaskästen der Bahnhöfe entnehmen.
Liebe Bahn, das ist kein Ruhmesblatt.
Besten Gruß
Ein Pendler