Das ist jetzt kein Betteln um mehr Interaktion auf meinem durchaus sehenswerten Twitter-Profil. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass wir uns in den letzten Monaten immer stärker auf eingefahrenen Pfaden bewegen und gerade auf Twitter immer weniger nach rechts oder links schauen. Es ist in diesem Zusammenhang oft von einer Filterbubble die Rede und mein Eindruck verstärkt sich, dass diese bei vielen von uns ihre maximale Ausdehnung erreicht hat.
Wann seid ihr zuletzt einem neuen Account gefolgt?
Wie hoch ist diese sagen wir mal monatliche Quote gefühlt im Vergleich zum selben Zeitraum in den Jahren 2012, 2011 oder sogar 2009?
Oder folgt ihr eigentlich nur noch zu Hypes wie #Aufschrei, #Papst oder dem wöchentlichen #Tatort hin und wieder einem neuen Avatar?
Und daran anschließend die entscheidende Frage: Warum retweetet ihr nicht viel öfter?
Ich habe alle diese Punkte an mir und meinem Nutzerverhalten selbst bemerkt. Meine Timeline ist seit einigen Monaten eine Art Closed-Shop, in dem man meinen könnte, Twitter besteht nur aus Politik und einer Prise Meta-Gequatsche über Social-Media. Aber das ist nicht so!
Es gibt Automobil-Getwitter, Food-Geblogge in 140 Zeichen und sogar Fußballfans und DSDS-Zuschauer, die sich in diesem Medium tummeln. Wenn ich in diese Dimensionen einmal durch Zufall vorstoße, bin ich zwar nicht immer begeistert aber trotzdem meist interessiert.
Und warum das alles? Warum ist die Timeline vermeintlich zu?
Ich denke, es liegt daran, dass viel zu selten „externe“ Retweets in meine Timeline gespült werden. Und ganz ehrlich: Das bedauere ich sehr! Ein weiterer Punkt ist, dass neue Leute auf Twitter nur selten von älteren Hasen „befolgt“ werden. Denn mal Hand aufs Herz: Wann seid Ihr zuletzt einem Neuling gefolgt, dessen Profil recht übersichtlich war und der zwar hunderte Tweets aber nur einige Dutzend Follower hatte. Deshalb hier nun folgende Bitte:
Liebe Leute! Bitte retweetet mehr! Denn neben Euch will ich auch noch andere tolle Twitterinnen und Twitterer kennenlernen! Schließlich ist bald schon wieder re:publica. Und vielleicht wird die ja noch schöner, wenn wir vorher schon einmal voneinander gelesen haben.
Für alle, die sich jetzt durch diesen Blogpost gekämpft haben und immer noch nicht wissen, was ein Retweet ist, können das hier nachlesen.
Nachtrag (26. März 2013)
Im Anschluss an diesen Text haben sich noch andere mit dem Thema befasst. Hier die Liste in chronologischer Reihenfolge:
- lilablog.de: Das Problem mit der Filterbubble
- przepiorka.de: Bitte nicht mehr RETWEETEN!
- blog.hildwin.de: Apollon, Koronis und der Twitter-Vogel
Pingback: Neueste Studie zu Social-Web-Menschen geleakt! | juna im netz
Ich retweete gerne und oft, weil ich finde, davon hat der Retweeteter mehr als von Favs (die eine Art stille Anerkennung sind). Meine TL baue ich nach Interesse auf, neige aber eher dazu, Leuten mit weniger Followern zu folgen. Ich weiß nicht genau warum, ein bisschen habe ich das Gefühl, in der Masse unterzugehen.
Ein guter Retweet motiviert mich übrigens dazu, anderen zu folgen. Insofern kann ich bei mir auch nicht von einer Bubble reden. Es gibt nur wenige Themen, mit denen Twitterer bei mir nicht punkten können und die mich nicht zum Folgen animieren.
Ein komisches Problem, über das ich mir noch nie Gedanken gemacht habe. Woran das wohl liegen könnte?
Ich empfinde es ähnlich und hatte deshalb auch direkt mein Sternchen gesetzt…
nur mit Retweets bringt man auf Dauer mehr Leben in die eigene TimeLine.
Ich selbst bin seit einem guten halben Jahr auf Twitter und fühle mich in diesem Medium sehr wohl.
sehr schnell habe ich mir einen interessanten Kreis aus Mit-Twitteren aufgebaut.
Für mich ist Twitter zunächst ein toller NachrichtenService..!
Mein BGM-Alltag dreht sich um Eltville und den Rheingau, Twitter versorgt mich mit den Meldungen aus ganz Deutschland und Europa.
die direkten, unmittelbaren Infos von Journalisten oder aus den Vorzimmern der Politik finde ich prima.
Dazu ist Twitter für mich ein Weg auch des Abschaltens, ich genieße den Humor meiner TL, die vielen unterschiedlichen Themen und Launen der Follower.
Bei bspw. den #Dichtertweet oder bei #Lanz bekommt der eigene Geist Ausgang, ich genieße es auch einmal netten Unfug zu Twittern… Kein Tweet gehört hier auf die Goldwaage…
Dazu erhalte ich gezielt Infos zu „meinen“ Themen: Politik, Fussball, Bretagne, Religion u.a.
Und ganz bewusst sein ich RTs… Bewusst folge ich auch neuen Leuten auf Twitter.
ich habe in diesem halben Jahr auf Twitter wirklich bereits interessante Menschen kennen gelernt… Und auch schon im RL getroffen oder die Kontakte dort intensiviert.
Werde mir das Retweeten weiterhin selbst vorschreiben.
Liebe Grüsse an Euch und auf viele Tweets und RTs…
Pingback: Apollon, Koronis und der Twitter-Vogel | Analoges und digitales Leben.
Retweets haben noch einen Vorteil gegenüber Favs: Sie spenden Reichweite. Sind im besten Falle der Anfang dafür, das der Tweet viele Leute erreicht. Im Gegensatz zu Favs, die Verbreitungskette eines Tweets endet in der eigenen Fav-Leiste. Retweets sind auch gut gegen Filterbubbels.
Das Favs geflattert werden ist zwar schnicke, aber mir ist ein ein breites Publikum erreichender Tweet lieber, als die 17,35 Cent von Flattr, Vorallem weils damit wiedermal nur ums Geld geht. Geld als Belohnungsmodel ist einfach 1980 Style.
Ist das Problem — wenn es eins gibt — wirklich ein RT-Mangel?
Und vor allem: Ist die Timeline wirklich (bei jedem) so festgefahren?
Also ich kann das in der Form so aus meiner Filterblase nicht bestätigen. Was ich bei mir feststelle, ist, daß ich weniger als früher auf Twitter interagiere und diskutiere, insb. weil ich Diskussionen dort schlicht zu schwierig zu führen finde (Tweetkürze/Unstruktuiertheit/mangelnde Übersichtlichkeit). Ich nutze es also selbst auch eher als Broadcast-Medium, um Leute auf aus meiner Sicht interessante Dinge aufmerksam zu machen. Und ich stippe (wenn ich Zeit habe) in den Strom, um auf neue Dinge aufmerksam zu werden. Sehr regelmäßig folge ich neuen Leute, wenn ich auf diese über meinen RSS-Reader stoße. Ansonsten fave und retweete ich durchaus nach Kräften bei diesen Besuchen im River of News.
Was die Frage anbelangt, ob Reweets = Endorsements sind? Ein klares Nein. Ich retweete, weil ich den Inhalt ohne Wertung anderen zum Lesen und Nachdenken zeigen möchte. Wenn ich etwas bewerten möchte, füge ich einen Kommentar oder eben ein +1 / FullAck etc. hinzu.
Just my 2¢…
Finde auch, dass man mehr retweeten sollte – doch wenn das gemacht wird, sind es meistens immer die gleichen Artikel nur von 20 verschiedenen Artikel oder man wird, noch viel schlimmer, per DM um RT angebettelt. Da hat man irgendwann einfach keine Lust mehr, so viel zu RT. Oftmals fühlt es sich auch „spammy“ an.
Aber: ich folge und entfolge regelmäßig, um eine gute Mischung beizubehalten und Unwichtiges/Langweiliges loszuwerden.
Ich finde, man sollte dazu raten, zu retweeten und zu favorisieren. Durch das favorisieren kann man ja mittlerweile auch einen wertvollen Tweet entlohnen. Flattr hat die Funktion ja erst kürzlich eingeführt.
Gut, daß Du das ansprichst. Bei mir sind auch schon paar Tweets geflattrd worden, das sollte jeder häufiger machen!
Grundsätzlich stimme ich Dir zu. Beim Retweet bleibt immer die Frage: „Is A Retweet An Endorsement?“
Das ist im deutschen Twitteruniversum, insbesondere bei den „stillen Genießern“, überhaupt nicht klar. Wenn es keine Unterstützung wäre, würde auch mehr retweetet.