Die Bühne ist schlicht gehalten. In der Mitte befindet sich ein einfacher Laufsteg, gezimmert aus Paletten und simplen Platten aus dem Baumarkt. Rechts steht ein altes Radio auf einem runden Tisch und wird von einer Lichtsäule gehalten. Links steht ein Klavier, davor der Hocker. Fertig.
Das „Moderne Theater Oderland“ hat zur musikalischen Zeitreise geladen. Es geht knapp 100 Jahre zurück. In die 20er und 30er des 20. Jahrhunderts. In die Zeiten überschwänglichen Genusses und tiefer politischer Stürze.
Franz Belger sitzt am Klavier und leitet durch den Abend. Er spielt virtuos und mit viel Leidenschaft, zwinkert den Damen der ersten Reihen zu und greift zwischendurch auch mal zur Gitarre, um diese dann liebevoll als Percussion-Instrument zu malträtieren.
Holm Speer, Anna-Karolina Schiela, Stefan Stern und Isabell Korda singen sich mit viel Kraft und Humor durch zwei Jahrzehnte deutscher Geschichte, bringen das Publikum zum kollektiven Füße-Wippen, herzlichen Lachen und immer wieder auch zum leisen Mitsingen.
Die ersten 40 Minuten der Vorstellung vergehen wie im Flug. Als der Radiosprecher zur Pause bittet, schauen wir uns im Publikum kurz verwundert an. Wo ist die Zeit hin? Ein passender Gedanke, wie sich später heraus stellte. Denn bei aller Heiterkeit, die durch den Abend trägt, gibt es am Ende auch die stillen Momente.
Höhepunkt des Abends ist für mich, als Holm Speer mit schwerer Stimme anhebt und „Lili Marlen“ aus dem Unterbewusstsein so manch älteren Gastes heraufbefördert. Nun wird nicht mehr leise mitgesungen sondern in deutlich vernehmbarer Lautstärke und man kann als junger Mensch nur erahnen, was dieses Lied noch heute in unseren Großmüttern und -vätern auslöst, die es in einer Zeit sangen, als Ängste noch um einiges existenzieller waren als heute.
Mit „Zeiten des Umbruchs“ ist dem „Modernen Theater Oderland“ ein wunderbarer Liederabend gelungen. Der Saal war voll, die Stimmung heiter und am Ende ist wohl jeder Gast mit dem Gefühl nach Hause gegangen, gern bald wieder in die Frankfurter Ziegelstraße zu kommen. Mehr ist nicht zu sagen.
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