Es ist soweit. Nach Jahren des Haderns und Aufschiebens war ich heute endlich mal wieder bei einem klassischen Konzert. Nicht weil ich meiner Oma oder einem anderen nahen Verwandten eine Freude machen wollte oder weil ein populär-klassisches Programm, wie Beethovens Neunte gegeben wurde. Ich hatte einfach Lust.
Was musste ich dafür tun? Ganz einfach: Losgehen, Karte kaufen, rein setzen und genießen.
Aber woher kommt diese Lust darauf, mich am Sonntagnachmittag allein und mit rund einhundert Rentner-Pärchen in den lokalen Kulturpalast namens Kleist-Forum zusetzen, um den Brandenburger Symphonikern zu lauschen? Eigentlich gab es zwei zeitlich auch sehr naheliegende Gründe.
Zum einen war ich kürzlich im Berliner Velodrom beim Konzert der Band „Mumford & Sons“. Ein Konzert, auf das ich mich seit Monaten gefreut hatte, weil mir Songs wie „I will wait“ so oft den Alltag verschönerten. Ich freute mich auf rund zwei Stunden wildes Herumgehopse und lautes Mitsingen. Doch die Mumfords enttäuschten von Vorn bis Hinten.
In diesem Konzert bedauert ich zum ersten Mal, dass ich in den Innenraum gegangen war und wünschte mir einen Stuhl herbei, weil mich die Lustlosigkeit der Band in Verbindung mit den beiden mäßig mitreißenden Vorbands eher ermüdeten als rumhopsen ließen. Ergebnis: Ich gehe demnächst mal zu einem Sitz-Konzert.
Grund Nummer zwei kommt aus einer ganz anderen Ecke. Ein guter Freund erinnerte mich in einem Gespräch daran, dass ich in einer Stadt wohne, die mit einem nicht ganz unbedeutenden klassischen Ensemble gesegnet ist. Das Brandenburger Staatsorchester. Dieser Klangkörper gehörte für mich bislang zu Frankfurt (Oder) wie die Stadtbibliothek und die Schwimmhalle. Ich war vor Urzeiten mal da, aber ansonsten lebte diese Institution weitestgehend unter meiner Wahrnehmungsschwelle.
Ein Grund war sicherlich, dass ich in meiner Schulzeit und in den Jahren danach eher der lokalen Theaterszene als der großen Klassik zugetan war. Aber auch sonst erschien es mir damals wenig reizvoll, am Wochenende zum späten Nachmittag ins klassische Konzert zu gehen. Doch zurück zu Grund Nummer zwei: Da war es also, dieses Brandenburger Staatsorchester und mein guter Freund meinte, das wäre auch was für mich. Nun gut. Alles hat seine Zeit.
Obgleich ich bislang kein regelmäßiger Besucher solcher Konzerte war und ich auch in meiner Berliner Zeit keinen Fuß in die Philharmonie oder gar eine der hauptstädtischen Opern gesetzt habe, lag mir die Musik doch nicht so fern, wie ich zuerst dachte. Ich gehöre wol zur Klassik-to-go-Generation. Neben einigen Standardwerken besitzt mein iPod eine übersichtliche aber nicht gerade kleine Klassik-Playlist, die schon mal für eine längere Zugfahrt reicht und auch bei Autofahrten ist das gute alte Klassikradio ein regelmäßiger Begleiter.
Ich bin somit bei weitem kein Spezialist, aber doch ein dankbarer Konsument.
Also warum nicht mal am Sonntag ins Konzert? 17:00 Uhr? Beschauliche 10 Minuten Fußweg? Nicht mal 15 Euro für eine Karte?
Es gab kein Gegenargument: Also los.
Die Brandenburger Symphoniker lieferten – für meine unerfahrenen Ohren – ein sehr schönes Konzert ab. Auf dem Programm standen unter dem Titel „Wiener Klassik“ Stücke von Johann Christian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Joseph Haydn. Mozarts Konzert für Flöte und Harfe wurde unterstützt von Susanne-Maria Pietrowski (Flöte) und Sophia Whitson (Harfe). Mehr Infos gibt es hier.
Für mich war das ein gelungener Nachmittag und ich bin mir sicher, es werden in Zukunft eher mehr als weniger Konzerte, die ich besuchen werde. Wer nicht schon selbst regelmäßiger Konzertgänger ist, kann sich jetzt von mir angespornt fühlen! Es lohnt!
Ich hör Klassik eigentlich auch ganz gerne bzw. würde auch gerne mal wieder ins Theater gehen. Die letzten Besuche war Pflichtveranstaltungen in der Schulzeit. Mein Freund ist kein Fan davon und alleine geh ich nicht dorthin. Warst du auch dementsprechend schick angezogen?
Heißt der gute Mann nicht Johann Sebastian Bach?
Ne ne. Der JC ist der Sohn vom JS 😉
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