Zwei Relikte aus den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts förderten in den vergangenen Stunden auf meiner Facebook-Pinnwand einige Emotionen zu Tage. Zum einen ein quadratisch abgepacktes Küchlein, dass seinerzeit mit Geburtstagskerzen beworben wurde und zum anderen das Informationsverständnis unserer Berliner Politik-Journalisten.
Erst das Schöne. Das YES-Törtchen ist gerade mal wieder zu haben. Ich habe es im Supermarkt in der Berliner Wilhelmstraße / Mohrenstraße gefunden und bin direkt wieder Fan geworden. Wie lange es diese leckeren Teilchen nun gibt, kann ich nicht sagen. Es gibt da verschiedene Informationen, wenn man die einschlägigen Suchmaschinen bemüht.
Nun aber zum tragisch-komischen Teil des heutigen Tages. Das Selbstverständnis unserer Hauptstadtjournalisten. Diese Spezies ereiferte sich dieser Tage über die Informationspolitik des Bundespresseamtes, ausgehend von einem Tweet des Regierungssprechers vom 22. März, in dem dieser es wagte, eine USA-Reise der Bundeskanzlerin im Sommer anzukündigen BEVOR es via Ticker, Fax, Email und reitendem Boten an die Journaille sowie die Agenturen übermittelt wurde.
Das heute aufgetauchte Videodokument dieses verbalen Schlagabtauschs verdeutlicht leider sehr anschaulich, dass das Selbstverständnis der Frauen und Männer, die unsere Regierung kritisch begleiten und uns Bürger informieren sollen, ihrer Entwicklung extrem im Wege steht.
Eine Information wird demnach nur dann genutzt, wenn sie auf ausgelatschten Wegen daher kommt. Oder noch spitzer: Die Info muss schon zum Journalisten kommen und NICHT umgekehrt. Demnächst darf die Kanzlerin zur PK beim Kollegen Wonka von der LVZ in dessen Küche seiner Berliner Wohnung antreten, damit der geschätzte Theobald Tiger der Berliner Republik seine spitzen Scheinfragen bereits in Badeschlappen loswerden kann.
Einen Adolf-Grimme-Preis für freundliche Besonnenheit in dieser Pressekonferenz hat der stellvertretende Regierungssprecher Christoph Steegmans verdient. Denn die Ruhe, die er angesichts dieser frechen, egozentrischen und von Unwissenheit zeugenden Fragen bewahrt hat, ist bewundernswert. Es konnte ihn nicht mal aufregen, dass die Journalisten, die vor Kurzem noch über die Twitter- und Facebookrevolutionen der Welt geschrieben haben, von diesen Medien offensichtlich nicht die geringste Ahnung haben.
Scheinbar gab es bei dpa, ddp, lvz usw. noch keine Twitter-Schulung. Damit seien die Damen und Herren entschuldigt. Schließlich bekam man als Berufseinsteiger anno 1992 auch den Ticker in einem 3-Tage-Seminar erklärt.